Mehr scheinen als sein!

Aufgewachsen nach einigem Hin und Her zwischen leiblicher Mutter, Stiefmutter, bei Oma und Opa und ab dem 3. Lebensjahr bei Pflegemutter und -vater, bildeten sich bei mir deutlich Prägungen heraus. So war ich immer kampfbereit, ehrgeizig und egoistisch.
Ich war immer kampfbereit.
Mit 17 brach ich die Schule ab und wollte schon von zu Hause weg, was damals - 1955 - sehr ungewöhnlich war. Ich lebte allein in einem möblierten Zimmer und begann meine Ausbildung bei der Post.
Mit 22 Jahren heiratete ich und muss rückschauend sagen, dass mein Leben von Selbstsucht, Lieblosigkeit, Unwahrhaftigkeit und Karrieresucht, aber auch Selbstmitleid begleitet war. Mehr Schein als Sein war die Devise. Ausschlaggebend war hierzu mein schon krankhafter Ehrgeiz und meine Minderwertigkeitskomplexe, die Schule abgebrochen zu haben und kein „ordentliches" Elternhaus vorweisen zu können. Selbst meine nach aussen hin fromme Lebensweise mit Kirchenbesuch und ehrenamtlicher Mitarbeit in der Leitung der Gemeinde führte dazu, dass ich zwar mit der Bibel hantierte, aber keinen inneren Bezug hierzu hatte.
Das ging eine Weile gut, doch ich konnte nicht immer verdrängen, schweigen, kämpfen und verletzt werden. Kurz: dieser massierte Zustand führte in die Krankheit. Nervosität, Magengeschwüre, Wutanfälle, Jähzorn und immer wieder der krankhafte Ehrgeiz und die sich selbst gemachte Hetze beim Umgang mit der Zeit. Ich war fertig. Es kam zu einem körperlichen Zusammenbruch.
In meiner Verzweiflung ging ich zu einem befreundeten Pfarrer, der mich zu einer mehrtägigen Tagung schickte, wo ich in Ruhe über mich und über Gott nachdenken sollte. Aus den Vorträgen der Menschen dort erkannte ich oftmals meine Situation - aber auch den Weg, da raus zu kommen. Allein kann man sich nicht aus dem Sumpf ziehen.
Auf dieser Tagung öffnete ich mein Leben für Gottes Wirken und ich konnte erfahren, dass Jesus auch mich befreite. Ich habe diese Befreiung als grosses Geschenk empfunden und stellte bei meinem sich nunmehr geänderten Lebenswandel fest, es geht auch anders und vor allem: es geht besser.
Ich konnte erfahren, dass Jesus auch mich befreite.
Mein Gesundheitszustand sowohl physisch als auch psychisch verbesserte sich, der Ehrgeiz war zwar noch da, aber nicht mehr krankhaft, meine Ungeduld wurde schwächer und mein Denken und Verhalten veränderten sich zum Positiven. Nicht mehr der Egoist S. stand im Mittelpunkt. Es ist mein Bestreben, authentisch, d.h. glaubwürdig, zu leben im Alltag, mit meiner Frau, den Nachbarn, den Freunden, den Kollegen aber auch mit fremden Menschen. Ich brauche heute keinem etwas vorzumachen, damit ich im guten Licht dastehe.


Klaus Dieter S., Berlin


 
Quelle: Marburger Kreis e.V.
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